LOGL kompetenzzentrum

Landarchitektur heute

Einen Ort schaffen, der in sich ruht: das neue Bildungszentrum des Landesverbands für Obstbau, Garten und Landschaft e.V. (LOGL) ist mit der Landschaft gebaut, nicht gegen sie. Wie selbstverständlich fügt es sich ein in die Tradition der schwäbischen Streuobstwiesen, die es umgeben. Die beiden Gebäude, entworfen nach dem Vorbild der historisch landschaftsprägenden Holzscheunen, bringen das große Thema Holzbau ruhig und eindrucksvoll auf den denkbar aktuellen Stand – und darüber hinaus.

Das LOGL ist Seminarraum, Bibliothek, Ausbildungsstätte, Verwaltungsgebäude, Schatz- und Schaukästchen. Vor allem aber ist es: der höchst inspirierende Entwurf, wie wir mit und in der Natur bauen können. Die beiden Gebäude weben sich in den kultur- und baugeschichtlichen Kontext ein, als ob sie schon immer dagewesen wären. Sie sind die Staffelübergabe des Gültigen an das Heute, an das Morgen – kurzum: Landarchitektur.

Ein ruhiger Rahmen

Das LOGL zeugt die gesamte Bandbreite an Möglichkeiten des zeitgenössischen Holzbaus. Die  Holzrahmenkonstruktion der Gebäudehülle, die mehrschichtig aufgebaut ist, präsentiert sich nach Außen über die sägerau belassene Douglasie in drei verschiedenen Formaten. Im Inneren schafft die Verwendung von heimischer, astarmer Weißtanne einen ruhigen Rahmen. Bei den vorgefertigten Decken- und Akustikelementen sowie dem in Holz gefügten Aufzugschacht haben wir die Möglichkeiten des industriellen Holzbaus genutzt.  Gedämmt ist die Gebäudehülle mit unterschiedlichen Holzfaserprodukten, was den Primärenergiebedarf sommers wie winters erheblich senkt. Wir haben Materialien gewählt, die  typischerweise seit Jahrhunderten in bäuerlichen Gebäuden verwendet werden, ergänzt durch Bauteile aus präziser, industrieller Vorfertigung. 

Ornamentales Leuchten

Die Ruhe der beiden Gebäude bildet den perfekten Hintergrund für gezielt eingesetzte Ornamentalik – etwa in den verschiebbaren Scheunentoren, die als Sonnenschutz dienen. Sie durchzieht ein filigranes Lochmuster, das sich in der Fassade wiederholt. Der Effekt ist betörend: bei Nacht leuchtet das Gebäude förmlich von innen heraus. Und tagsüber wirft die Sonne ein feines Muster in die Räume. 

Holzvielfalt nutzen und erhalten

Das LOGL inspiriert, mit der Natur zu bauen, sich ihrer großen Vielfalt an Nadel-, Laub- und Obsthölzern zu bedienen. So zeigt das Haus ganz nebenbei die große Vielfalt an Holzarten in Baden-Württemberg und die vielen Möglichkeiten, wie sie eingesetzt werden können. Verbaut und in Szene gesetzt wurden Nadelhölzer wie Fichte, Douglasie und Weißtanne sowie Laub- und Obsthölzer wie Apfel, Walnuss, Esche, Birke und Eiche. 

Graue Energie auf ein Minimum reduzieren

Und auch in Bezug auf regionale Wertschöpfungsketten ist das LOGL durch und durch nachhaltig – der CO2-Ausstoß der grauen Energie wurde durch die  Wahl von regionalen Ressourcen, Hersteller:innen und Handwerker:innen auf ein Minimum beschränkt. Um Ressourcen primär und sekundär zu schützen, wurde jedes Bauteil hinterfragt und nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit optimiert – die handelsübliche Grobspan-Platte wurde so zum Beispiel mit einer leimfreien GFM-Version ersetzt. GFM (glue free massive) ist nicht nur raumklimatisch im Vorteil, sondern kann bei einem Rückbau schadstofffrei weiterverwendet oder dem natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden. Der klug durchdachte Einsatz des wertvollen Massivholzanteils reduziert den Grauen Energieausstoß einmal mehr:  die Wände des LOGL sind als Holzrahmenkonstruktion, das Dach als Sparrendach und die Decke als Hohlkastendecke ausgeführt.

High Tech und Low Tech

Das LOGL ist nachhaltig, energieeffizient, kostenbewusst. Durch den Einsatz einer reversiblen Luft/Wasser Wärmepumpe, einer PV- und minimierten, dezentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung erzeugt das LOGL die Wärme und Energie, die es benötigt, im Gebäude selbst, ohne weitere Emissionen auszustoßen – es ist nach KfW 55 Standards ein Null-Emissionen-Haus. Dazu kommt bewährter Low Tech. Eine Regenwasserzisterne sammelt das anfallende Niederschlagswasser, das dann bei der Gartenbewässerung zum Einsatz kommt. Und auch technisch aufwendige Fassadenschichten sucht man im LOGL vergebens – stattdessen eine intelligente Low-Tech-Lösung in Form eines außenliegenden, flexibel verschiebbaren Sonnenschutzes, der als Zitat eines filigranen Scheunentors gestaltet ist.

team: caroline thaler, mareike richter, franziska heller, stefanie larson, holger lohrmann

auszeichnungen: deutscher holzbaupreis 2023 anerkennung

fotos: volker schrank